viernes, 19 de diciembre de 2014

"Wir haben geweint"

Die USA und Kuba wollen nach über 50 Jahren Eiszeit wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen. Diese Nachricht erfreut nicht nur viele Menschen in Übersee, sondern auch Kubaner, die in Berlin leben. Zwei von ihnen erzählen, was ihnen diese Wende bedeutet. Von Annette Miersch

Immer wieder schaut Elena Gelpi auf ihr Handy. Die gebürtige Kubanerin lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Jetzt wartet sie auf eine SMS von ihrer Schwester in Havanna. Elena will wissen, wie die Familie die Neuigkeit aufgenommen hat. Vom Tauwetter zwischen Kuba und den USA hat sie selbst im Autoradio zum ersten Mal gehört: "Ich finde das von Obama sehr in Ordnung", sagt sie. "Es sind jetzt über 50 Jahre - es reicht jetzt."

Die Frau Ende 40 arbeitet in einem Schuhgeschäft in Mitte, doch Kuba gehört ihr Herz. Sie verließ das Land einst für die Liebe, ihren Lebenspartner fand sie in Berlin. Heute fliegt sie mindestens ein Mal im Jahr zu ihren Verwandten. Dass Obama und Castro aufeinander zugehen, erfüllt sie mit großer Hoffnung: "Ich wünsche mir, dass Kuba menschlicher wird. Dass die Menschen dort die Möglichkeit bekommen, Geld zu verdienen und aus der Armut raus kommen." 

"Die Leute wollen ein besseres Leben"

Diese Armut hätten vor allem die Vereinigten Staaten mit ihrer 1962 gestarteten Blockade-Politik verursacht, meint Elena. Anfang der 1990er Jahre fielen auch noch die sozialistischen Bruderstaaten in Osteuropa als Handelsparter aus.

Auch Jose Conde kann den angekündigten Neustart zwischen den Erzfeinden USA und Kuba kaum fassen: "Das war für uns eine große Freude", sagt der studierte Theologe. "Wir sind in Jubel ausgebrochen und haben geweint." Der Kubaner wohnt seit 15 Jahren in Friedrichshain. Auch Conde fliegt regelmäßig in die Heimat. Und dort fehlt es an vielem: Nahrung, Medizin, Baumaterial - all dies ist Mangelware. "Die Leute wollen ein besseres Leben", sagt Jose Conde.

Er wünscht sich für Kuba sogar noch mehr: dass sein Land nicht nur wohlhabend wird, sondern auch sozialistisch bleibt - auf eine moderne, neue, bessere Art. Er weiß, dass das schwierig werden dürfte. Aber vielleicht klappt es ja mit der Hoffnung, die auch Elena teilt: Kuba soll Kuba bleiben, ein souveräner, unabhägiger Staat: "Wir wollen über unser Land und unser Leben selbst bestimmen."


Beitrag von Annette Miersch
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